Donnerstag, 21. Februar 2013

Domagk reloaded

Begehung des "Kreativquartiers"
Als der NEMO am Montag nachmittag mit den Fachleuten und Fachleutinnen aus Basel, Rotterdam, Linz, Hamburg und natürlich München über das Gelände an der Dachauer-Ecke-Schwere Reiter Strasse gelaufen ist um sich Visionen zu machen hat er sich vorher keine Pilze eingepfiffen, sondern war ganz nüchtern mit großem Verständnis für die Stadtplaner und Stadtplanerinnen von der Party. Denn immerhin haben die es echt schwer, wieder diese ganzen Künstler & Kreativlinge mit einzubeziehen, die dort schon seit einiger Zeit Arbeitsräume in Zwischennutzung betreiben. Die Neuplanung des Geländes ist im vollen Gange und mir kam es vor wie ein kleines Déjà-vu, denn vor ziemlich genau zehn Jahren hat es eine ähnliche Begehung über unsere alte Toberaum-Heimat, dem Gelände der ehemaligen Funkkaserne an der Domagkstrasse gegeben. Leider ist die Planung mit den Künstlern dort eher zu einer Verplanung geworden und über 100 Kreativlinge haben die Stadt verlassen müssen. Vor der Begehung an der Dachauerstrasse und im Anschluss gab es reichlich Gelegenheit für Diskussion und Kennenlernen. Das war natürlich sehr schön, hat nur einen entscheidenden Haken. Die ganzen „Gesandten“ aus Stadt, Städten, Referaten, Architekturbüros usw. kriegen alle ihren Stundenlohn für die Zeit und ihre kreativen Gedanken. Unsereins, also die Künstler und Kreativen ohne Auftrag haben nur unsere Freizeit, in der sie sich wieder einsetzen und kämpfen müssen für ihren „Platz“. Und da wird wohl auch die Einsicht aus Linz nicht viel ausrichten können, die bei einem ganz ähnlichen Projekt ein Modell ins Leben gerufen haben, bei dem sich die Stadt ihre größten Kritiker ins eigene Team geholt hat und dadurch dem kreativen Potenzial auch einen materiellen Wert gegeben hat. Thomas Diesenreiter (ehem. Dj & Musiker) beispielsweise ist nun Leiter für Marketing & Öffentlichkeitsarbeit der sog. Tabakfabrik. Und bei seiner Frage, wo denn in München die Hausbesetzerszene sei, gab es nur ein müdes Lächeln in der Runde. Einen gewaltigen Unterschied zu den Domagkateliers gibt es an der Dachauerstrasse allerdings auch noch; so gut wie niemand wohnt in den Ateliers und somit lastet die soziale Frage nicht so sehr auf der Stadt wie damals. Trotzdem haben hier mindestens hundert Menschen ihre Räume, wo sie produktiv sein können und es wäre unschön, wenn sie wieder salamimässig herrauskomplimentiert würden. Und man darf auch nicht vergessen, das man eine Übergangszeit organisieren muss. Denn selbst wenn Gebäude stehen bleiben sollen, müssen sie saniert werden und die Nutzer „zwischenzeitlich“ raus. Aber jedem Anfang wohnt ein Zauber inne und es wird sich zeigen, ob die Stadt München bei dieser Neuerschliessung besser „kreativwirrtschaftet“.  

http://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Stadtplanung-und-Bauordnung/Projekte/Dachauerstrasse-Werkstattgespraech.html

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